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Typisch für den alten Dorfkern des frühindustrialisierten Dorfes Wohlen ist das Nebeneinander von Fabriken, Wohn-, Gewerbe- und Geschäftsbauten längs der Hauptverkehrsadern, ohne jede Zoneneinteilung.

Das zeigt deutlich, wie der Dorfkern gewachsen ist: Ursprünglich reihten sich längs der „Dorfgassen“ die Bauernhäuser auf. Es waren breit angelegte, meistens zweistöckige Holzhäuser. Wohn- und Ökonomietrakt (Tenne, Stall, Heustauraum) waren unter einem mächtigen Strohdach vereinigt.

Auf mehre Familien aufgeteilte Häuser wurden nicht horizontal im Sinn des heutigen Wohneigentums geteilt. Jede Familie erhielt vielmehr einzelne Räume (heizbare Wohn- und nichtheizbare Schlafstuben) zur privaten Nutzung; Küche, Keller und Gang wurden gemeinsam benützt. Oft baute man einzelne Kammern zu Wohn- oder Gewerbezwecken an. Bis nach 1800 prägten diese grossen Bauernhäuser das Dorfbild, die alles beherbergten – Bauern, Tauner, Handwerker, Geflechthändler.

Die Lage der repräsentativen Negotiantenhäuser wurde meist durch das ererbte Stücklein Land bestimmt, lag also oft unmittelbar neben dem Vaterhaus, in dessen Krautgarten an der Strasse, oder es wurde billig erworben. So liess der Unternehmer Jakob Isler seinen prächtigen Bau auf einem mit einer Brandruine besetzten engen Baugrund errichten. Noch waren die Mittel im Geschäft investiert; man baute, ohne sich zu verschulden.

Ebenso wurden die Fabrikgebäude auf eigenem Land erstellt, z.B. neben dem Negotiantenhaus anstelle der alten Stallung. Man freute sich am sichtbaren Fortschritt und nahm keinen Anstoss daran, dass das Wohnhaus gleich neben der lärmigen Fabrik, dem rauchenden Fabrikschlot und an der staubigen Dorfstrasse lag.
Fabriken entstanden erst ausserhalb des Dorfes, als es kein Bauland mehr gab, z.B. Georges Meyer & Co. nahe beim Güterbahnhof (1917–1919).

Erst nach 1850 wurden erste Fabrikantenvillen ausserhalb des Dorfkerns, nach 1890 auch Villen mit kleinen Parkanlagen erbaut. Eigentliche Villenquartiere entstanden aber ebenso wenig wie Fabrik- und Gewerbezonen oder Arbeiterquartiere. Die bauliche und soziale Durchmischung blieb das Markenzeichen des Dorfes.

Nach 1900 reifte indessen, wenn auch langsam die Erkenntnis, dass dem Dorf ein Baureglement Not täte. Die 1928 angenommene erste Bauordnung und der 1954 erlassene Zonenplan wirkten sich v.a. auf die neu entstehenden Quartiere ausserhalb des alten Dorfes aus.

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